Als Jugendorganisation mit dem Schwerpunkt „Regionaler Naturschutz“ ist es uns natürlich wichtig, unsere einheimischen Pflanzen und Tiere zu kennen. Interesse an der Tier- und Pflanzenwelt besteht bei Kindern meist ganz natürlich. Die Gruppenstunde ist eine gute Möglichkeit, gemeinsam mit anderen die Natur kennenzulernen und Verständnis für ihre Erhaltung und ihren Schutz zu wecken.
Grundsätzlich kann fast alles, was irgendwie mit „Natur“ zu tun hat, als Thema gewählt werden. Du kannst mit deiner Gruppe ein Thema auch über einen längeren Zeitraum behandeln, Schwerpunkte setzen und diese auf verschiedene Art und Weise umsetzen. Um eine Gruppenstunde möglichst interessant zu gestalten, lohnt es sich, Elemente einzufügen, die die Kinder zu Hause nicht so leicht haben können, z. B. Mikroskopieren mit einem Binokular oder Beobachtungen mit einem Fernglas. Sehr gut kommen in der Regel Themen über Tiere an. Besonders geeignet sind dabei Tierarten, die den meisten Eltern weniger bekannt sind, wie beispielsweise der Biber. Dabei gibt es einen schönen Überraschungseffekt, wenn Kinder plötzlich einen vom Biber gefällten Baum finden. Oftmals gibt es in unmittelbarer Nähe Experten zu speziellen Naturthemen, wie z. B. Imker, Förster, Krötenzaun-Betreuer, regionale Storchenhorst- und Biberbeauftragte usw. Ein Gruppenbesuch beim Experten ist immer ein tolles Erlebnis. Einfach mal anfragen! Themen- und Methodenvielfalt ist wichtig, nicht nur um die Gruppenstunden abwechslungsreich zu gestalten, sondern um auch die verschiedenen Fähigkeiten und Neigungen der Kinder und Jugendlichen anzusprechen. So kann sich jeder Teilnehmer, egal ob er oder sie eher sportlich, kreativ, wissbegierig oder handwerklich begabt ist, mal „beweisen“ und seine/ihre Stärken zeigen.
In den Kinder- und Jugendgruppen sollen die Teilnehmer mit spielerischen Mitteln mit der Natur vertraut gemacht werden. Das geht am besten dort, wo die Pflanzen und Tiere leben: also draußen. Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in Schulräumen und zu Hause am Computer oder vor dem Fernseher. Die Gruppenstunde soll bewusst einen Gegensatz dazu bilden: raus an die frische Luft. Wenn die Kinder entsprechend gekleidet sind, kannst du mit deiner Gruppe bei fast jedem Wetter wenigstens einen Teil der Gruppenstunde draußen verbringen.
Bei jeder Gruppenstunde sollten möglichst immer Kopf, Herz und Hand angesprochen werden. Kopf – Erkenntnisebene: Heißt, Wissen & Werte vermitteln – spielerisch, mit Bildern, mit realen Materialien, mit Quiz, mit Fragen, aber ohne Stress und nicht lehrerhaft. Hand – praktische Handlungsebene: Heißt, dass die Kinder eine praktische Aufgabe haben, etwas „zu tun“ haben, z. B. einen Forscherauftrag, etwas herstellen, basteln… Herz – Gefühlsebene: Sinnliche Wahrnehmung, hier eignen sich sehr gut die verschiedensten Spiele, Erzählen, Lieder, am Feuer sitzen… Die einzelnen Elemente greifen in der Gruppenpraxis natürlich auch ineinander über.
Ausführliche Erläuterungen und Informationen zu BNE findest du in Kapitel 5! |
Wenn Kinder oder Jugendliche zur Gruppenstunde kommen, haben sie oft schon einen langen Schultag (oder Schulwoche) hinter sich, den (die) sie größtenteils sitzend verbrachten. Allerdings haben junge Menschen einen ganz natürlichen – und manchmal überraschend großen – Bewegungsdrang. Meistens ist es daher sinnvoll, zum Anfang der Gruppenstunde Spiele zu spielen, bei denen die Kinder sich austoben können. Danach kannst du gut zu ruhigeren Spielen oder Aktivitäten übergehen, bei denen die Teilnehmer sich dann auch besser konzentrieren können.
BNE ist ein umfassendes Bildungskonzept, welches das Ziel hat, eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft zu bewirken. Dabei versucht BNE, ökologische und soziale, kulturelle und politische, wirtschaftliche und globale Aspekte zu verknüpfen. Damit kann BNE als eine Erweiterung der klassischen Umweltbildung angesehen werden. Die Prinzipien von BNE sollten auch in die Programmgestaltung deiner Kindergruppe mit einfließen. Zu diesen Prinzipien gehört z. B., dass die Teilnehmer fähig werden, die in der Gruppenstunde behandelten Themen (und das erhaltene Wissen & Fähigkeiten) auf ihren Alltag zu übertragen und selbst aktiv zu werden.
Die Aktionen in der Gruppenstunde sind ein Angebot. Kein Teilnehmer sollte zum Mitmachen gezwungen werden. Allerdings ist die Gruppe ein guter Ort für die Kinder und Jugendlichen, Neues und evtl. Ungewöhnliches auszuprobieren. Ermutige die einzelnen Mitglieder deiner Gruppe, bei den Aktionen mitzumachen und es wenigstens auszuprobieren, anstatt einfach nur zuzuschauen. Bei manchen Aktionen sollte natürlich vorher feststehen, dass alle, die zur Gruppenstunde kommen, auch teilnehmen wollen, z. B. wenn eine Wanderung geplant ist. Ansonsten ist es nicht problematisch, wenn ein Kind z. B. bei einem Spiel nicht mitmacht, solange es sich ruhig verhält und die anderen Teilnehmer nicht ablenkt.
Bei aller guten Planung solltest du bei jeder Gruppenstunde auch Zeit für „Ungeplantes“ haben. Wofür immer spontan Zeit und Raum sein sollte, ist die Beobachtung der Umgebung. Unerwartet eine Raupe, einen Frosch oder einen Vogel zu finden und zu bestimmen, ist oft sehr spannend. Deshalb empfiehlt es sich, bei allen Unternehmungen Bestimmungsbücher, Becherlupe und Fernglas dabei zu haben. Außerdem ist es nicht notwendig, die gesamte Gruppenstunde mit Programm zu füllen. Je nach Umgebung und nach Alter und Persönlichkeit der Gruppenmitglieder ist es gut, wenn diese einen Teil der Gruppenstunde für Freispiel zur Verfügung haben.
Argumente für die Verwendung von Biolebensmitteln findest du im Kapitel 2! |
Lebensmittel aus kontrolliert-biologischem Anbau
Die Gruppenstunde hat auch in ganz praktischer Hinsicht eine Vorbildfunktion, z. B. wenn es ums Essen geht. Gemeinsam kochen oder backen macht Spaß und fördert die Gemeinschaft. Gleichzeitig sind Gruppenstunden „in der Küche“ eine super Möglichkeit, um über die Herkunft unserer Nahrungsmittel, über Tierhaltung und biologische Landwirtschaft ins Gespräch zu kommen. Beim Kochen und Backen mit Biolebensmitteln lernen die Kinder, dass „Bio“ nicht nur gesund, sondern auch lecker ist. Manches Kind wird vielleicht überrascht sein, dass „Bio“ mehr ist als nur „krümelige Gemüse-Burger und Sprossen“.
Abfall vermeiden und verwerten
Ebenso wichtig ist die Vorbildfunktion der Gruppenstunde im Bereich Abfallvermeidung. Es sollte selbstverständlich sein, dass bei Aktionen in der Natur kein Müll hinterlassen wird. Am besten schon beim Einkauf auf verpackungsarme Produkte achten. Wenn die Möglichkeit besteht, könnte die Gruppe sogar ihren eigenen Kompost anlegen. Dieser ist nicht nur für die Verwertung von Bioabfall nützlich, sondern bietet auch Lebensraum für interessante Kleinlebewesen, die die Kinder beim Umsetzen des Kompostes entdecken können. Nicht zuletzt werden natürliche Abbauprozesse der Natur in einem Kompost sichtbar.
Umweltfreundliche Transportmittel
Sicher braucht es nicht immer ein Auto, um bei der Gruppenstunde dabei sein zu können. Ermutige die Teilnehmer deiner Gruppe, zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen (soweit das möglich ist, natürlich abhängig von Alter und Verkehrssituation). Am besten bist du selbst ein gutes Vorbild. Wenn der Treffpunkt etwas abgelegen ist, sind Fahrgemeinschaften sinnvoll. Eine gute Idee ist auch mal eine Gruppenstunde zum Thema „Verkehrsmittel“.
Weitere Anregungen zu diesem Thema gibt es in Kapitel 5 unter „Gender Mainstreaming“. |
In der Kinder- oder Jugendgruppe sollten sich sowohl Mädchen als auch Jungen wohlfühlen, Spaß haben und ihre Interessen wiederfinden und umsetzen können. Deshalb am besten das Programm für deine Gruppe so gestalten, dass sich Mädchen und Jungen gleichermaßen angesprochen fühlen. Das betrifft nicht unbedingt jede einzelne Gruppenstunde, sondern eher das Gesamtprogramm. So kann beispielsweise eine Gruppenstunde mal eher die Mädchen ansprechen, das nächste Treffen eher die Jungs.
Natürlich kannst du deine Gruppenstunden allein planen, das ist eventuell stressfreier und es kommt nicht zu Diskussionen in der Gruppe. Du kannst versuchen, dein Programm stur durchzuziehen, aber ist das auch der bessere Weg? Wir denken nein, denn unserer Meinung nach ist es wichtig, die Gruppenmitglieder früh mit in die Programmgestaltung einzuspannen. Nur so lernen sie, Eigenverantwortung zu übernehmen, und können Erfahrung und Selbstbewusstsein dazugewinnen. Auch lernen sie, die Interessen der anderen zu akzeptieren. Außerdem werden sich die Teilnehmer besser mit ihrer Gruppe identifizieren. Und der wichtigste Punkt ist der Spaßfaktor, denn die Teilnehmer haben einfach mehr Spaß bei einer Aktion, die sie selbst mitgeplant haben. Einen groben Plan für den Ablauf der Gruppenstunde solltest du trotzdem, besonders in der Anfangsphase, im Hinterkopf haben. Dabei sollten die Aktivitäten, die drinnen stattfinden, besser durchdacht sein. Bist du mit deiner Gruppe draußen unterwegs, kannst du eher improvisieren. Aber lass die Kinder dabei nicht zu bloßen Konsumenten des Programms werden.
Nicht jede Gruppe kannst du gleichermaßen an deiner Planung beteiligen. Alter und Entwicklung der Mitglieder spielen da eine große Rolle. Je älter die Teilnehmer, desto mehr Verantwortung können und sollten sie für die Programmgestaltung übernehmen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für Mitbestimmung ist Kommunikation. Die Teilnehmer deiner Gruppe können die Gruppenstunden nur effektiv mitgestalten, wenn sie gegenüber dir und anderen Teilnehmern über ihre Vorstellungen, Wünsche und Meinungen sprechen können, d. h. wenn sie sich dieser Vorstellungen und Meinungen bewusst sind und diese auch ausdrücken können. Das klingt für dich vielleicht ganz einfach und selbstverständlich. Für viele Kinder und Jugendliche ist es das aber nicht! Ein Grund dafür ist, dass sie meist nicht nach ihrer Meinung gefragt werden, z. B. in Schule oder Familie. Solch wichtige Kommunikation kannst du in deiner Gruppe langsam fördern, indem ihr zum Beispiel regelmäßig darüber sprecht, was den Teilnehmern an der Gruppenstunde (nicht) gefallen hat und warum (nicht).