Ein Führungsstil kennzeichnet die persönliche Einstellung und das Verhalten des Gruppenleiters gegenüber der Gruppe. Genannt werden in der Literatur oft drei Ausprägungen von Führungsstilen. Allerdings sind in jedem Menschen immer Ausprägungen und Anteile jeden Stils vorhanden. Die Entwicklung des eigenen Führungsstils ist nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auch auf den Umgang in der Familie, im Freundeskreis und auf das Verhalten von Leitbildern zurückzuführen.
Die drei Führungsstile lassen sich grob wie folgt beschreiben:
Beim autoritären Stil gehen die Entscheidungen von der Leitung aus. Der Gruppenleiter erwartet von seiner Gruppe, dass sie das tut, was er sagt. Für ihn ist eine klare Hierarchie vorhanden. Anweisungen sind auch ohne Begründungen zu befolgen. In der autoritär geführten Gruppe bestimmen die Leiter den Ablauf des Programms. Die Gruppe hat kein Mitspracherecht und wird dadurch abhängig von der Gruppenleitung. Eine autoritäre Führungsperson fühlt sich für alles verantwortlich und kümmert sich auch um Dinge, die von anderen ebenso gut erledigt werden könnten. Kritik oder Widerspruch wird als persönlicher Angriff angesehen und nicht akzeptiert.
Übersetzt aus dem Französischen heißt dieser Stil etwa: „machen lassen“. Die Leitung lässt die Gruppe einfach gewähren. Sie greift kaum in das Gruppengeschehen ein und lässt die Gruppe völlig allein entscheiden. Außerdem werden von der Leitung wenig Grenzen gesetzt. In einem sehr grob gesteckten Rahmen kommen alle Impulse und das Programm aus der Gruppe. So bleibt die Gruppe weitgehend sich selbst überlassen. Oft tut die Gruppenleitung dies aus der Überzeugung, dass dieser Freiraum für die Gruppe ein optimales Lern- und Erfahrungsfeld ist und so die Gruppenmitglieder Selbstständigkeit lernen.
Bei diesem Führungsstil spielen demokratische Prinzipien und eine gute Partnerschaft zwischen der Gruppe und der Leitung eine große Rolle. Die Gruppenleitung sieht sich auf der gleichen Stufe wie ihre Gruppe. Entscheidungen werden gemeinsam mit der Gruppe getroffen. Zum einen gibt die Leitung Vorschläge, die dann diskutiert werden. Sie ermutigt die Gruppenmitglieder aber auch, selbst Ideen einzubringen, demokratisch abzustimmen und aktiv zu werden. Alle Mitglieder werden von der Leitung möglichst mit einbezogen. Dafür sind verschiedene Methoden notwendig, wie z. B. Moderation, Brainstorming, Feedback etc.
Infos und Beispiele zu Arbeitsmethoden findest du im Kapitel 5! |
Zu verschiedenen Zeiten in der gesellschaftlichen Entwicklung waren andere Führungsstile aktuell: z. B. im Dritten Reich der autoritäre Stil, in den 68er Jahren der Laissez-Faire-Stil und in den 90er Jahren der partnerschaftliche/demokratische Stil. Heute tendieren Leiter zum situativen Führungsstil: Die Entscheidung, welchen Stil du anwendest, ist von der jeweiligen Situation abhängig. Die Hauptsache ist, dass die Entwicklung der Gruppenmitglieder gefördert wird und die Teilnehmer mündig und verantwortungsbewusst werden. Manchmal ist dabei der autoritäre Stil notwendig, z. B. in gefährlichen Situationen. In anderen Situationen kann dann wiederum der Laissez-Faire-Stil angebracht sein. Meistens entscheidet sich der Leiter in einer Situation intuitiv richtig für einen bestimmten Stil.
Der eigene Führungsstil hängt sehr von deiner Persönlichkeit ab. Daher kann es sinnvoll sein, sich einmal zu beobachten, um festzustellen, ob einer der Stile dominiert und bei welchem Führungsstil du evtl. Probleme oder Schwierigkeiten hast. Für die Arbeit mit Gruppen sollten alle Stile etwa gleichermaßen ausgeprägt sein. |
Vorteile | Nachteile |
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Disziplin | Kein Vertrauen in den Leiter |
Gute Kontrolle & Übersicht | Trotzreaktion |
Ruhe in der Gruppe | Keine Entwicklung freier Meinung |
Feste Regeln geben Sicherheit | Lustlosigkeit, mangelnde Motivation der Teilnehmer |
Ungestörtes Programm | Wenig Eigeninitiative |
Teilnehmer wissen, was sie zu tun haben | Weniger Selbstbewusstsein |
Keine langen Diskussionen, sondern schnelle Entscheidungen | Gruppeninteresse wird unterdrückt |
Rivalität der Gruppenmitglieder | |
Kritikfähigkeit wird unterdrückt | |
Talente werden nicht erkannt und folglich nicht gefördert | |
Keine freie Entfaltung der Teilnehmer | |
Geringe Eigenverantwortung der Gruppenmitglieder | |
Hilflosigkeit der Gruppe, wenn Leitung ausfällt | |
Entwicklung von Angst & Hass, daraus wird Aggression, daraus Gewalt |
Vorteile | Nachteile |
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Entlastung des Leiters | Durcheinander & Rivalitäten |
Kaum Vorbereitungszeit nötig | Gruppe versucht, Grenzen zu übergehen |
Entscheidungsfreiheit der Teilnehmer | Leiter wird nicht ernst genommen |
Größere Freiheiten vorhanden | Resignation |
Entwicklung eines eigenen sozialen Gefüges | Keine Eigeninitiative der Gruppe |
Manchmal: Selbstständigkeit | Kein "Wir"-Gefühl |
Unbeliebtheit des Leiters gering | Kein Zusammenhalt der Gruppe |
Hohe Gefahr der Verletzung der Aufsichtspflicht | |
Aufspaltung der Gruppe | |
Schwächere bleiben auf der Strecke | |
Unzufriedene Minderheiten | |
Außenseiter bilden sich |
Vorteile | Nachteile |
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Vertrauen zum Leiter | Zeitaufwendig für den Gruppenleiter |
Gemeinwohl wird verstärkt | Sehr altersabhängig |
Eigenständigkeit der Gruppe | Keine "optimalen" Lösungen |
Hohe Motivation der Teilnehmer | Viele Diskussionen können langweilig werden |
Kompromisse werden geschlossen | |
Abwechslungsreiche Ideen | |
Verbote werden eingesehen | |
Verständnis für die meisten Probleme ist vorhanden | |
Die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung | |
Meinungsfreiheit | |
Gleichberechtigung | |
Einbeziehen von Außenseitern |