Mit Kindern bis 11 Jahre:
Schon in diesem Alter kannst du deine Gruppenmitglieder mit in die Planung einbeziehen. Klar sind die Kids noch nicht soweit, groß Verantwortung zu übernehmen und etwas selbst zu planen. Doch es reicht ihnen schon, wenn du versuchst, ihre Interessen und Wünsche mit in das Programm aufzunehmen. Dann fühlen sie sich ernst genommen und sind gleich mit noch mehr Elan dabei. Und das fängt auch schon klein an, nämlich schon dann, wenn du, obwohl du die Stunde schon fest geplant hast, ihnen immer ein Mitbestimmungsrecht gibst. Sei es nur, wenn du ihnen überlässt, welches Spiel gespielt wird oder welche Schablone sie beim Basteln als erstes nehmen. Auch kleine Aufgaben können verteilt werden. Willst du sie im größeren Rahmen mit einspannen, hier ein Beispiel:
Setzt euch alle zusammen in einen Kreis, um einen Tisch oder auf die Erde, ganz egal, Hauptsache die ganze Gruppe sitzt zusammen. Dann verteile Zettel und Stifte an jedes Mitglied, und jeder soll ein paar Dinge, die er oder sie gerne mal machen möchte, aufschreiben oder malen. Auf diesen Zetteln werden jede Menge verschiedene Sachen stehen und viele wirst du auch nicht in deinen Gruppenstunden machen können. Doch schon die wenigen, die du mit in deine Planung aufnimmst, zeigen den Kindern, dass du sie mit einbeziehst, denn sie werden ganz schnell merken, dass es ihre Ideen sind.
In Kapitel 5 findest du viele praktische Anregungen zu Kommunikation, Gesprächstechniken, Feedback etc.
Mit Jugendlichen zwischen 11 und 16 Jahren:
In diesem Alter kannst du deine Mitglieder schon mehr mit einspannen, was allerdings nicht unbedingt leicht gelingt. Die Jugendlichen kommen häufig mit der Erwartungshaltung in die Gruppe, dass du alles für sie organisierst und machst, und dass sie selber nichts machen „müssen“. Das Programm zu planen und Besorgungen zu machen, sind zwar auch deine Aufgaben als Gruppenleiter, gleichzeitig sollen die Gruppenmitglieder aber ja auch Verantwortung und Selbstständigkeit erlernen und das geht nur, wenn sie eingebunden sind. Wenn du eine neue Gruppe hast, kannst du nicht mit der Tür ins Haus fallen und sagen: „Macht mal!“ Das geht alles Schritt für Schritt. Plane, gerade in der Anfangsphase, erst einmal ohne Einbeziehung deiner Gruppe die Gruppenstunden und führe sie durch. Dann setz dich als erstes mit deiner Gruppe zusammen und überlegt euch gemeinsam Programmvorschläge. Nach einigen Gruppenstunden – es ist deine Aufgabe, den genauen Zeitpunkt abzumessen – überlegst du dir dann, wie du die Aufgaben und Programmelemente während der Gruppenstunde an deine Mitglieder verteilen könntest. Dies ist eine wichtige Rolle, die du als Gruppenleiter übernehmen musst. Es ist nicht deine Aufgabe, den Boss oder die Chefin zu spielen, sondern alle in die Arbeit und Verantwortung einzubeziehen. Nur so wird deine Gruppe eine arbeitsfähige Aufgabenverteilung entwickeln und zu einer gut funktionierenden Gruppe werden.
Mit Jugendlichen ab 16 Jahren:
Jetzt kommen die Teilnehmer in ein Alter, wo die Mitbestimmung und Mitgestaltung am Programm sehr wichtig ist. Hier können und wollen die Mitglieder fast alles gemeinsam planen. Zwar solltest du die oder der Hauptverantwortliche sein, aber auch jede Menge Verantwortung, gerade bei der Planung, abgeben, damit deine Gruppenmitglieder immer mehr mit eingespannt werden und selbst lernen, Verantwortung zu übernehmen. Hier ist es wichtig, dass ihr euch zusammensetzt, gemeinsam plant und durchführt. Wenn eine Gruppe im optimalen Fall von den Anfängen im Kindes- bis zum Erwachsenenalter zusammen ihr Gruppenleben lebt, wird sie so Schritt für Schritt immer mehr in die Planung einbezogen. Hast du eine Gruppe, die schon älter ist, ist es wichtig, dass du sie langsam in die Planung mit einspannst und sie nicht gleich mit zu viel Verantwortung überforderst. Zunehmend entwickelt sich deine Rolle vom Leiter zum Berater der Gruppe.
Die Ziele der NAJU sind im § 3 der Jugendordnung nachzulesen (PDF Download).
Ein paar Worte zur Programmgestaltung speziell in Jugendgruppen
Während Kinder noch für die vielfältigsten Ideen und Aktionen offen sind, ist das bei Jugendlichen nicht mehr so einfach der Fall. Für Jugendliche ist es vor allem wichtig, etwas gemeinsam mit Gleichaltrigen zu erleben und zu unternehmen. Das Thema ist dabei von untergeordneter Bedeutung, es sollte aber konkret sein und einen aktuellen Bezug zum Alltag der Jugendlichen haben (was diese Altersgruppe gerade bewegt). Dabei kann das Thema durchaus anspruchsvoll sein. Auf jeden Fall wollen Jugendliche an sinnvollen und praktischen Projekten arbeiten, die ein konkretes, erreichbares Ziel und einen nachweisbaren Effekt haben. Die Jugendlichen brauchen das Gefühl, mit dem, was sie tun, etwas bewirken zu können. Sie wollen Spuren hinterlassen. Worauf Jugendliche allerdings empfindlich reagieren, ist jeder Versuch, sie „missionieren“ zu wollen in Bezug auf „richtiges“ Verhalten in Sachen Umwelt. Am besten vermeidest du den Begriff „Öko“ ebenso wie eine Überfrachtung mit Umweltthemen. Was bei einem gemeinsamen Projekt nicht fehlen darf, ist der Erlebniswert der Aktionen – Abenteuer, Spaß und Action gehören dazu! Bitte bedenke auch, dass du es selten allen Gruppenmitgliedern gleichzeitig recht machen! Neben begeisterten Momenten gibt es manchmal auch Missmut in der Gruppe. Das ist ganz normal. Dies kann unterschiedliche Gründe haben, die sich nach einer gemeinsamen Auswertung der Gruppenstunde sicherlich finden und aus dem Weg räumen lassen.
Einbeziehung der Eltern in die Planung und Durchführung von Gruppenstunden
Früher oder später kommt es zu Gesprächen mit den Eltern. Am besten die Eltern gleich mit einbeziehen, bevor irgendwelche Probleme auftreten und es zu Konflikten kommt.
Wege und Möglichkeiten Eltern einzubinden:
Elternbrief (z. B. um Einverständniserklärung für eine Veranstaltung zu erhalten)
Elternabend (mit oder ohne die Kinder, wo Raum gegeben wird, Fragen zu stellen oder sich auszutauschen)
Einzelgespräch, wenn Kinder abgeholt oder gebracht werden (dafür Zeit einplanen)
- Messenger-Gruppe mit Eltern (z.B. Signal, Threema oder WhatsApp), siehe dazu auch Kapitel 9 - "Soziale Netzwerke und Messenger"
- Eltern anrufen
- Elternbesuch bei besonderen Anliegen
„Tag der offenen Tür“
Ab und zu gemeinsame Aktivitäten oder Familientage
Programmbeispiele für komplette Gruppenstunden gibt‘s in Kapitel 5 - Bildung für Nachhaltige Entwicklung!
Pro – Eltern einbinden
Die Eltern interessieren sich meist dafür, was in der Gruppe gemacht wird. Durch gezielte Gespräche können sie auf dem Laufenden gehalten und über zukünftige Unternehmungen informiert werden. Gespräche mit den Eltern geben oft auch wichtige Hinweise für den Umgang mit einem Kind. Außerdem können Eltern einen wichtigen Beitrag zum Erfolg eines Vorhabens leisten, indem sie die Gruppe ideell, materiell oder finanziell unterstützen (10 Kinder haben ca. 20 Elternteile mit 20 verschiedenen Berufen, ihren Fähigkeiten und Kontakten…), z. B. durch Gestaltung der Gruppenräume, Schreiben von Zeitungsartikeln oder Materialtransport etc.
Contra – Eltern Grenzen aufzeigen
Eltern bei allen Treffen dabeizuhaben, wäre störend und würde es den Kindern erschweren, eine Gruppe zu bilden. Kinder und Jugendliche verhalten sich anders im Gruppenalltag, wenn sie Freiräume haben, die nicht von ihren Eltern eingeschränkt werden.