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Note

Vergiftungen durch Pflanzen stehen erst an dritter Stelle - nach Haushaltschemikalien (Reiniger, Spülmittel, Alkohol, Säuren, Nikotin) und Arzneimitteln (besonders flüssige).

Mit Giftpflanzen leben lernen - Kinder für Gefahren sensibilisieren

Giftpflanzen sind ebenso natürlicher Bestandteil unserer Vegetation wie ungiftige Gewächse. Und auch Giftpflanzen leiden unter dem Artenschwund: Einige von ihnen stehen auf der Roten Liste oder unter Naturschutz. Zudem haben viele Pflanzengifte eine Bedeutung als Heilmittel erlangt, ohne die auch heute noch viele Krankheiten nicht behandelbar wären. 
Da es immer Orte mit gifthaltigen Pflanzen geben wird, muss der Umgang damit ebenso gelernt werden wie etwa das Verhalten im Straßenverkehr. Hier kommt Eltern, Gruppenleitern und Lehrern die Aufgabe zu, durch Aufklärung Wissen und Bewusstsein zu fördern. Befasst euch zunächst selbst mit dem Thema Giftpflanzen und versucht, den Kindern auf euren Naturspaziergängen unter Aufsicht und Anleitung Giftpflanzen nahe zu bringen. Besprecht Vergiftungsrisiken behutsam mit den Kindern und bringt ihnen bei, keine Pflanzenteile zu probieren, die sie nicht kennen. Auf diese Weise lernen Kinder die Pflanzen kennen und werden für die damit verbundenen Gefahren sensibilisiert. Giftexperten haben herausgefunden, dass eh nur wenige Pflanzenarten Kindern wirklich gefährlich werden können: Goldregen, Pfaffenhütchen, Stechpalme und Seidelbast. Ihre auffälligen Früchte scheinen besonders zum Naschen zu verleiten und können auch in kleineren Mengen Vergiftungen hervorrufen.

Die Giftigkeit einer Pflanze festzulegen, ist gar nicht so einfach

Die Wirkung kann sehr unterschiedlich ausfallen und hängt von folgenden Umständen ab:

  • Standort, Jahreszeit, Zuchtform der Pflanzen
  • Je nach Reifegrad kann der Giftgehalt schwanken (grüne Tomaten sind gifthaltig, reife nicht)
  • Menge, die gegessen wird, und ob auf nüchternen oder gefüllten Magen
  • Die Zubereitung spielt eine Rolle: Vor dem Verzehr roher Gartenbohnen und Vogelbeeren ist zu warnen, gekocht als Gemüse oder Marmelade sind sie genießbar und ungefährlich.
  • Manche Pflanzenteile müssen erst zerkaut werden, um giftig zu sein.
  • Individuelle Empfindlichkeit spielt bei manchen Pflanzen eine große Rolle.
  • Manchmal sind nur Wurzel, Knolle oder Rinde einer Pflanze giftig.

In Büchern und im Internet wird die Giftigkeit von Pflanzen eher übertrieben. Eine Pflanze, die Bauchweh verursacht, ist nicht unbedingt giftig. Die bundesweiten Giftinformationszentren haben in den letzten Jahrzehnten viele Daten gesammelt, ausgewertet und neue Erkenntnisse gewonnen. Zum Beispiel sind in der Medizingeschichte tödliche Vergiftungsfälle durch Pflanzen wie Efeu oder Maiglöckchen berichtet worden. Heutzutage zweifeln einige Experten diese Berichte an und sind sich sicher, dass so mancher Vergiftungsbericht überzogen ist. Man kann davon ausgehen, dass z. B. Efeu weniger giftig ist, als man es in manchen Ratgebern für Giftpflanzen lesen kann. Keine Panik also!

Was tun bei Vergiftungen? 

Ruhe bewahren! Schwere oder gar tödliche Vergiftungen mit Pflanzen sind sehr selten. Nicht mit dem Kind schimpfen, das regt dich und das Kind unnötig auf! Was jetzt zu tun ist:

  • Tee, stilles Wasser oder Saft zu trinken geben, keine Milch!
  • Kein Erbrechen auslösen, kein Salzwasser geben!

Wenn du das Kind "auf frischer Tat ertappst", lasse es evtl. noch vorhandene Reste ausspucken und dir zeigen, was es gegessen hat. Wichtig sind die folgenden Punkte:

  • Welche Pflanze wurde verschluckt bzw. gegessen?
  • Wurde nur gekaut und ausgespuckt oder verschluckt?
  • Wie viel wurde verschluckt?

Wurde eine giftige Pflanze verzehrt, oder wenn du dir nicht sicher bist, ob die Pflanze giftig ist, dann rufe eine Giftnotrufzentrale an. Diese geben 24 Stunden am Tag eine kostenlose Auskunft, wie das Gift wirkt und welche Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind. 

Note

Giftnotrufzentrale in Bayern:  Tel. 089/19240

Vergiss nicht, einen Zweig/Stängel mit Teilen der Pflanze (Blätter, Früchte, Blüten) mit ans Telefon und ggf. mit in die Klinik zu nehmen – das erleichtert die Pflanzenbestimmung. Wenn du eine Pflanze nicht kennst, beschreibe diese dem Berater so genau wie möglich (Aussehen, Standort, Form, Größe, Anordnung der Blätter, Farbe, Blüten, Früchte). Hat das Kind unerklärliche Symptome, rufe ebenfalls eine Vergiftungszentrale an und richte dich nach deren Anweisungen (z. B. Rettungswagen anfordern).

Mögliche Beschwerden einer Vergiftung sind:

  • Plötzliche unerklärliche Müdigkeit, Schwindel, Bewegungsstörungen, Taubheitsgefühle, Sehstörungen, Krämpfe, Unruhe, Verwirrtheit, Halluzinationen
  • Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfälle
  • Trockener Mund oder verstärkter Speichelfluss, Schleimhautschwellung
  • Hautveränderungen (Juckreiz, Rötung, Schmerzen)
  • Atemstörungen

Findest du das Kind gar bewusstlos vor (und du hast durch dessen Verfärbungen um den Mund und an den Händen den entsprechenden Verdacht), schaue ihm in den Mund und hole noch vorhandene Substanzreste heraus. Führe lebensrettende Sofortmaßnahmen durch und fordere einen Rettungswagen an. 

Die offizielle Liste der giftigen Pflanzenarten ist zu finden unter: www.verbraucherschutzstelle.de/giftige_pflanzen.htm. Sie enthält ausschließlich Pflanzen, die auch bei Aufnahme geringer Mengen an Pflanzenmaterial mittelschwere bis schwere Vergiftungen verursachen können. Eine umfassende Übersicht von Pflanzen mit ihren nach Farbe sortierten Beeren & Früchten ist zu finden unter: www.botanikus.de

Ausgewählte Beispiele an Giftpflanzen

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Aronstab                           Lupine                              Maiglöckchen                  Fingerhut

Beeren und Blätter            Samen                             alle Pflanzenteile            Blüten, Blätter, Samen

(Quelle:  www.erste-hilfe-fuer-kinder.de/erste-hilfe-themen)

(Quelle:  www.gesundheit.de/familie/baby-und-kleinkind/unfaelle-und-erste-hilfe-bei-kleinkindern


Quellangaben

Reiche, Dagmar (2013), Vergiftungsgefahr für Kinder, https://www.gesundheit.de/familie/baby-und-kleinkind/unfaelle-und-erste-hilfe-bei-kleinkindern/giftpflanzen-vergiftungsgefahr-fuer-kinder-giftpflanzen-in-haus-und-garten

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, 8.06.2021


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