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Ein Schlagwort, das du in den letzten Jahren sicher schon gehört hast, ist der Begriff „Gender Mainstreaming“. Dabei geht es, kurz gesagt, um die Gleichberechtigung der Geschlechter. Etwas komplizierter ausgedrückt, bezeichnet der Begriff den Prozess, die Lebenssituationen und Interessen von Mädchen (Frauen) und Jungen (Männern) in allen Bereichen und bei allen Entscheidungen und Planungen zu berücksichtigen.

Was bedeutet der Begriff genau? Für den englischen Ausdruck „Gender“ gibt es im Deutschen keine direkte Übersetzung. Es werden damit die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechterrollen von Frauen und Männern bezeichnet, die anders als das biologische Geschlecht erlernt und damit auch veränderbar sind. „Mainstream“ (engl. „Hauptströmung“ oder „zum Hauptstrom machen“) bezeichnet den Versuch, Benachteiligte oder Randgruppen in die Mitte der Gesellschaft (also in den mainstream) zu bringen. So werden für „Gender Mainstreaming“ oft folgende Übersetzungen verwendet: „Gleichstellungsorientierung“ oder „Gleichstellungspolitik“.

Die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern, ist also Aufgabe von allen und sollte sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Gesellschaft ziehen. Somit ist das Thema auch für die Arbeit der NAJU und des LBV relevant. Gerade Kinder- und Jugendgruppen bieten die Möglichkeit, Aktionen und Gruppenstunden zu gestalten, die Mädchen und Jungen gleichermaßen ansprechen. Deshalb hier nun einige Anregungen, damit sich sowohl Mädchen als auch Jungen in deiner Kinder- oder Jugendgruppe wohl fühlen, Spaß haben und ihre Interessen wiederfinden und umsetzen können.

Deine eigene Haltung

Zuerst einmal geht es um dich selbst als Leiter/in der Gruppe: Was ist deine Meinung zu dem Thema? In der einen oder anderen Situation hast du sicherlich schon bemerkt, dass du als Leiter/in einer Gruppe eine klare Stellung zu einem Thema beziehen musst. Zum Beispiel wenn es darum geht, gemeinsam zu kochen oder danach aufzuräumen; da kann es schon mal vorkommen, dass einer der Jungs meint, das sei Sache der Mädchen... Hierfür ist deine eigene Haltung wichtig und dass du dir selbst schon einmal Gedanken zur Gleichberechtigung der Geschlechter gemacht hast. Denn schließlich bist du auch Vorbild für deine Gruppe.

Die Gruppenmitglieder

Nicht nur deine eigene Haltung, sondern auch die Besonderheiten deiner Gruppenmitglieder spielen für die Umsetzung von Gender Mainstreaming eine Rolle. Selten ist eine Verhaltensweise ausschließlich „typisch Mädchen“ oder „typisch Junge“. Oft sind auch andere Faktoren, wie z.B. das Alter oder die Herkunft, wichtig. Letzteres trifft besonders zu, wenn du in deiner Gruppe Teilnehmer aus anderen Kulturen hast.

Öffentlichkeitsarbeit

Welche Teilnehmer zu euren Aktionen kommen und wie das Bild von eurer Gruppe in der Öffentlichkeit ist, hängt auch davon ab, wie die Ausschreibungen und Programme gestaltet sind und ob sich Mädchen und Jungen gleichermaßen angesprochen fühlen.

So ...          oder so ...     



So ...                 oder so ...             

Gruppenstunden und Aktionen

Gerade bei Veranstaltungen könnt ihr euch im Vorfeld Gedanken machen, wie geschlechtergerecht die Aktionen eigentlich sind. In dem „Gender-Check“ findest du ein paar Ideen, worauf du achten könntest.

Deine Eigene Haltung

Welche positiven oder negativen Erfahrungen hast du in deinem Leben gemacht, weil du eine Frau bzw. ein Mann bist? In deiner Herkunftsfamilie, in der Schule, am Arbeitsplatz…?

Was sind deiner Meinung nach typische Männer- oder Frauenrollen und warum?
Traust du Frauen und Männern in jeder Situation das Gleiche zu? Und warum (nicht)?
Was denkst du über die Geschlechterfrage?
Sprichst du in einer Sprache, die Männer und Frauen gleichermaßen anspricht?
Die Gruppenmitglieder
Welches Verhalten ist „typisch Junge“ oder „typisch Mädchen“? Welches Verhalten ist eher altersbedingt oder beeinflusst von der Herkunft (Familie, Kultur)?
Wie gehen die Gruppenmitglieder mit dem eigenen oder dem anderen Geschlecht um? Wie verhalten sie sich dir gegenüber?
Ermunterst du die einzelnen Gruppenmitglieder auch, für sie ungewohnte Aufgaben zu übernehmen?
Eure Gruppenstunden
Wie ist das Leitungsteam zusammengesetzt? Gibt es weibliche und männliche Betreuer?
Wer übernimmt welche Aufgaben? Und warum eigentlich?
Welche Möglichkeiten haben die Teilnehmenden, sich aktiv zu beteiligen?
Werden die Interessen aller berücksichtigt? Oder sind eure Aktionen eher nur für Mädchen oder Jungen attraktiv?
Habt ihr in eurer Gruppe schon mal über dieses Thema gesprochen?
Öffentlichkeitsarbeit
Sind die Ankündigungen und Berichte geschlechtergerecht formuliert? Fühlen sich Jungs und Mädchen gleichermaßen angesprochen?


. Rollenbilder
4.4.3.1. Undoing Gender
Dauer 45 Minuten
Ziele & Nutzen • Eigenes Denken in Geschlechtsrollenstereotypen aufdecken
• Spielerisch das eigene „Doing Gender“ reflektieren
• Gedankenexperimente des „Undoing Gender“ durchführen
Zielgruppe Ab 12 Jahren
Anzahl
Teilnehmende
Ganze Klasse
Material Sammlung von Tieren als Spielzeug oder auf ausgedruckten Bildern,
drei Plakate, Kärtchen, Stifte
Beschreibung „Der Löwe ist männlich, die Schlange weiblich“, diese Geschlechterrollenstereotypen haben wir verinnerlicht und sie werden jeden Tag aufs
Neue reproduziert („Doing Gender“). Durch die Arbeit mit Tierbezeichnungen lässt sich dieses Denken reflektieren und ein erster Schritt zum
Hinterfragen und Aufbrechen („Undoing Gender“) dieser Zuschreibungen machen.
Dafür wird eine Sammlung von Tieren (Spielzeug oder ausgedruckte
Bilder auf Papier) auf einem Tisch ausgebreitet und ein Plakat mit der
Überschrift „gesellschaftlich eher als weiblich gesehen“, eins mit der
Überschrift „gesellschaftlich eher als männlich gesehen“ und eins mit
der Überschrift „kann beiden zugeordnet werden“ aufgehängt.
Die Schülerinnen und Schüler werden ohne weitere Erklärung aufgefordert, ein Tier aus der Sammlung, das sie gerade anspricht, auszuwählen. Sie notieren auf Kärtchen, welche Eigenschaften sie mit dem jeweiligen Tier assoziieren. Anschließend teilen die Schülerinnen und Schüler
das Tier mit den auf der Karte notierten Eigenschaften einem der drei
Plakate zu. Die Fragen, die sie sich dabei stellen, sind: „Was assoziiert
meine Nachbarin beziehungsweise mein Nachbar damit? Wo würde sie
oder er dieses Tier eher zuordnen?“
Die Lehrperson liest die Tiere und Eigenschaften auf allen drei Plakaten
vor. Meist ergibt sich dann folgendes Bild: mit „stark“ und „aggressiv“
assoziierte Tiere sind auf der „männlichen“ Seite; mit „weich“ und „fürsorglich“ assoziierte Tiere sind auf der „weiblichen“ Seite. Das Ergebnis
kann mit den Schülerinnen und Schülern anhand folgender Fragen diskutiert werden:
• Warum ist das so?
• Könnte es auch anders sein?
• Welche Konsequenzen kann es haben, wenn bestimmte Eigenschaften einer Personengruppe zugeteilt beziehungsweise abgesprochen
werden?
• Sind die Eigenschaften wirklich eindeutig zuordenbar?
• Wo gibt es Gemeinsamkeiten?4.4.
69mach es gleich!-Mappe
Die Lehrperson, die die Diskussion leitet, sollte darauf achten, dass
die Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede betont werden, und
immer wieder hinterfragen, ob die Eigenschaften wirklich eindeutig
dem „Männlichen“ oder dem „Weiblichen“ zuordenbar sind. Wichtig
ist, dass während dieser Diskussion die Tiere auch von einem Plakat zu
einem anderen wechseln.
Variante
Die Übung kann in geschlechtshomogenen Mädchen- und Jungengruppen durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden anschließend gemeinsam verglichen und diskutiert.
Tipps &
ErfahrungenDiese Übung eignet sich zum Einstieg, weil dadurch Begriffe und Vorstellungen zu Gender beziehungsweise Gleichstellung gesammelt werden können, um diese anschließend gemeinsam zu behandeln.


Dieser Abschnitt soll nur eine kurze Einführung zum Thema „Gender Mainstreaming“ sein. Ausführlichere
Informationen bekommst du hier:

  • Landesjugendring Niedersachsen e. V.: „Praxisbuch G – Geschlechtsbewusste Jugendarbeit“, zu bestellen und zum kostenlosen Download unter www.ljr.de
  • Website des Bundesministeriums für Familie zum Thema Gender Mainstreaming: www.gender-mainstreaming.net


Quelle: Juleica-Handbuch (leicht verändert).

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