Grundsätzlich heißt es: nicht wegschauen, sondern helfen! Auch die beste Vorbeugung und Stärkung der Kinder und Jugendlichen kann sie nicht umfassend vor Gefährdungen schützen. Die Wahrnehmung von Grenz(-verletzung)en wird subjektiv empfunden und kann persönlich unterschiedlich erlebt werden. Damit dies nicht dazu führt, dass Beliebigkeit siegt oder Betroffene sprachlos zurückbleiben, ist die Auseinandersetzung mit Nähe und Distanz für Leitungen und für Kinder und Jugendliche unumgänglich. Gegenseitige Akzeptanz und eine offene Kommunikation sind hierbei sicherlich förderlich. Gebräuche und Situationen wie in den folgenden Beispielen sind zu hinterfragen:
- Wann ist es sinnvoll, dass Gruppenleitungen bei ihren Kindern im Zelt übernachten und wann nicht?
- Wie wird die Intimsphäre von Kindern und Jugendlichen z. B. beim Entfernen einer Zecke im Schambereich gewahrt?
Diese Fragen mit „das war schon immer so“ zu beantworten, ist nicht ausreichend.
Kinder und Jugendliche in der Wahrnehmung ihrer Rechte stärken
Die Verantwortung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen liegt grundsätzlich bei den Erwachsenen, die sie erziehen und auch betreuen. Als Gruppenleiter können wir dazu beitragen, dass sich Mädchen und Jungen ermutigt fühlen, sich für ihre Bedürfnisse einzusetzen und Hilfe zu suchen, wenn sie in Gefahr sind.
Durch Aufklärung: Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die Aufklärung der Kinder und Jugendlichen durch Gruppenleiter/innen darüber, dass sie eigene Rechte haben und welche Rechte das sind. Diskutiert werden sollte mit den Kindern und Jugendlichen auch, was demzufolge nicht rechtens ist und was Mädchen und Jungen tun können, wenn jemand ihre Rechte verletzt. Wo können sie sich Hilfe holen im Falle eines Falles?
Durch Beteiligung und Partizipation: Kinder und Jugendliche brauchen Selbstvertrauen, um sich für ihre Rechte einzusetzen. Dieses Selbstvertrauen können wir innerhalb unserer Gruppenarbeit stärken, indem wir sie wertschätzen, ernst nehmen, einbeziehen und mitbestimmen lassen, wie das Zusammensein gestaltet wird. So machen wir den Kindern und Jugendlichen ihre Mitentscheidungskompetenz bewusst, indem wir gemeinsam mit ihnen entscheiden, wie das Programm der Gruppe aussehen soll, welche Regeln in der Gruppe gelten und Ähnliches mehr. Die Beteiligung schult zudem die eigene Überzeugungskraft und fördert das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen, dass sie ihren Lebensalltag beeinflussen können.
Durch Beschwerdemanagement: Sich für die eigenen Belange einzusetzen, ist nicht immer leicht. Es will gelernt sein, eigene Bedürfnisse und Anliegen gegenüber anderen angemessen zur Sprache zu bringen und Lösungen friedfertig auszuhandeln. Regelmäßige Gespräche innerhalb der Gruppe über Wünsche, Probleme, … können ein wertvolles Übungsfeld sein. Dabei helfen festgelegte Regeln, z. B. Beschimpfungen werden nicht akzeptiert. Hilfreich kann auch ein so genannter Kummerkasten sein. So erhalten alle die Gelegenheit, bei schwierigen Problemen auch anonym ihren Sorgen Luft zu machen und einen Lösungsprozess anzustoßen.