Du hast erfolgreich eine Kindergruppe gegründet. Die Gruppe wächst und gedeiht, ihr hab eine Interessante und erlebnisreiche Zeit und viel Spaß zusammen. Aber vielleicht fragst du dich langsam, wie es weitergeht, wenn die Kinder ebenso „wachsen und gedeihen“ und irgendwann Teens werden? Wenn sie vielleicht keine Lust mehr auf ein Programm für Kinder haben? Dann ist es langsam Zeit für eine Jugendgruppe! Oder du willst sowieso von vornherein eine Jugendgruppe gründen? Dann bekommst du hier ein paar praktische Tipps.
Übergang von der Kinder- zur Jugendgruppe
Wenn du eine Kindergruppe leitest und einige Teilnehmer langsam zu alt für das Kinderprogramm sind, ist es wichtig, möglichst bald passende Aktionen für die Älteren anzubieten. Sonst langweilen sie sich und kommen irgendwann einfach nicht mehr.
Ermutige die Älteren ab und zu, das Programm für die Jüngeren zu gestalten. So bekommen sie zunehmend mehr Verantwortung und außerdem die Bestätigung, dass sie wichtig sind. Nebenbei wachsen sie in die Betreuung der Kindergruppe mit rein. So kann eine gemischte Kinder- und Jugendgruppe funktionieren.
Wenn du merkst, dass eine Teilung der Gruppe in Kinder- und Jugendgruppe besser wäre oder die Gruppe insgesamt einfach alt genug ist, um eine Jugendgruppe zu werden, dann ist ein formaler Übergang von der Kinder- zur Jugendgruppe gut: z. B. mit einem Abschlussfest, einer Veranstaltung speziell zum Auftakt der neuen Jugendgruppe… Vielleicht haben die Jugendlichen selbst eine Idee, wie sie die Gründung der Jugendgruppe begehen wollen.
Neugründung einer Jugendgruppe
Eine gute Möglichkeit, Jugendliche außerhalb der NAJU für Natur- und Umweltprojekte zu gewinnen, ist die Gründung von Schüler-AGs, zum Beispiel in Ganztagsschulen.
Gerade für Jugendgruppen ist es eine gute Idee, gleich beim ersten Treffen etwas Größeres zu unternehmen, was die Gruppe zusammenwachsen lässt.
Generelle Tipps zur Gruppengründung findest du am Anfang von Kapitel 4.
Wie ticken Jugendliche – Wichtiges über die jungen Leute von heute
Das Wichtigste für Jugendliche: Gemeinsam mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten („peer group“) etwas tun und dabei Spaß haben!
Andererseits: Jugendliche wollen eine sinnvolle Aufgabe haben und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Sie brauchen das Gefühl, mit dem, was sie tun, etwas bewirken zu können.
Deshalb wichtig für deine Arbeit mit Jugendlichen: Eine sinnvolle Tätigkeit verbinden mit Spaß, Abenteuer und Action!
Jugendliche möchten sich oft nicht festlegen und engagieren sich lieber kurzfristig, als sich in dauerhaftem Engagement zu verpflichten. Da sind abgeschlossene Projekte meist besser als regelmäßige Gruppenstunden.
- Andererseits schätzen junge Menschen auch, wenn durch gemeinsames längerfristiges Engagement eine Art zweites Zuhause in der Gruppe entsteht.
- Jugendliche wollen eigene Ideen einbringen und ernst genommen werden.
- Ermuntere die Jugendlichen, eigene Ideen umzusetzen, und unterstütze sie bei dieser Umsetzung, auch wenn die Ideen nicht unbedingt deinen eigenen Vorstellungen entsprechen.
Gerade für Jugendliche sind eigene Räume sehr wichtig, wo sie relativ autonom sind, wo sie sich auch außerhalb der „offiziellen“ NAJU-Treffen aufhalten können, wo sie auch mal einfach „abhängen“ können.
Anerkennung für ihr Engagement ist auch Jugendlichen sehr wichtig. Also belohnt euch nach einer gelungenen Aktion!
Sei dir bewusst, dass die NAJU-Gruppentreffen eine große Konkurrenz haben durch andere Freizeitangebote und Medien wie Computer, Fernseher, Handy…
Außerdem haben Jugendliche zunehmend weniger Freizeit, weil oft mehrere Nachmittage in der Woche schon mit Nachmittagsunterricht, Sportverein, Instrument lernen, Sprache lernen etc. belegt sind.
Jugendliche stehen heute oft unter dem Druck, auch in ihrer Freizeit etwas für ihren späteren Lebensweg tun zu müssen, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Biete deshalb Aktionen und Themen an, bei denen die Jugendlichen ganz klar Wissen und Kompetenzen für ihre spätere berufliche Laufbahn erwerben können. Ehrenamtliches Engagement macht sich in jedem Lebenslauf gut!
Selbst engagierte Jugendliche gehen oft zur Ausbildung oder zum Studium weg von zu Hause und damit auch weg von der NAJU-Gruppe, in der sie aktiv waren. Vielleicht könnt ihr eure Gruppentreffen und Aktionen aufs Wochenende verlegen, sodass zumindest diejenigen noch dabei sein können, die übers Wochenende noch nach Hause kommen.
Ausführliche Infos zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gibt’s in Kapitel 4 "Entwicklung von Kindern und Jugendlichen".
Unterstützung durch die Kreisgruppe
Die Praxis zeigt: Gut funktionierende Jugendgruppen haben die Unterstützung der LBV-Kreisgruppen! Also keine Hemmungen – lerne die Kreisgruppe vor Ort kennen und bitte sie um Unterstützung! Eine gut funktionierende Jugendgruppe ist schließlich auch im Sinne des LBV – die Jugendgruppe von heute ist die Kreisgruppe von morgen!
Frag z. B., ob die Kreisgruppe jugendgerechte Veranstaltungen anbieten könnte oder ob sie euch als Jugendgruppe mal zu einer Veranstaltung einladen möchte, z. B. für praktische Naturschutzarbeit auf Naturschutzflächen der Kreisgruppe.
Oder plant gemeinsame Aktionen und Ausflüge von Kinder-, Jugend- und Kreisgruppe. Wie wär's z. B. mit Karpfenteich-Abfischen und anschließendem Karpfen-Essen?
Naturschutz und Sport verbinden: Biete z. B. ein Kletterseminar, eine Radtour oder Kanutour an, je nachdem, was sich in deiner Region anbietet…
- Um als Gruppe mehr zusammenzuwachsen, eignen sich am besten längere gemeinsame Unternehmungen am Wochenende oder in den Ferien (z. B. Zeltlager, Wochenendfreizeit). Zusätzliche Betreuer dafür, können auch innerhalb der KG gefunden werden.
NAJU- und LBV-Mitglieder kennen sich oft kaum, v. a. wegen der räumlichen Trennung. Vielleicht hat die Kreisgruppe ein eigenes Gebäude, das ihr mit nutzen könnt? So lernt ihr euch gegenseitig kennen und es entstehen nützliche Kontakte.
Frag mal bei der Kreisgruppe nach, ob sie eine eigene Fläche hat, die betreut werden muss, und ob ihr als Jugendgruppe die Verantwortung dafür übernehmen dürft… nichts motiviert mehr als ein EIGENES Projekt, auf das ihr stolz sein könnt!
- Wie wär‘s, wenn die Jugendlichen die Webseiten der LBV-Kreisgruppe gestalten würden?
- Ladet Referenten aus der Ortsgruppe zu euren Gruppentreffen ein.
- Präsentiert euch gemeinsam auf Infoständen.
Frag bei der Kreisgruppe an, ob die Mitglieder interessierte Jugendliche zu „Spezialisten“ in bestimmten Bereichen ausbilden können. Damit haben die Jugendlichen dann die Möglichkeit, ihr Fachwissen und ihre Fähigkeiten in Schulen oder an die Kindergruppe weiterzugeben…
Sicher können euch die Kreisgruppenmitglieder auch in punkto Transport unterstützen, damit ihr für praktische Aktionen raus in den Wald oder auf die Wiese kommt.
Bestimmt fallen euch noch mehr Ideen ein, wie ihr mit der Kreisgruppe zusammenarbeiten könnt… (wir freuen uns auch immer über eure Vorschläge und Tipps).